Von Hobart aus führte uns unsere Route an Tasmaniens Ostküste entlang nach Norden. Das Wetter spielte hier gut mit und wir hatten zum großen Teil Sonnenschein. Eine der besonderen Attraktionen hier ist der Freycinet Nationalpark, der von einer schroffen Küstenlinie und Granitfelsen geprägt ist. Berühmt ist der Freycinet Nationalpark durch die „Wineglass Bay“, eine fast kreisrunde Bucht mit karibikblauem Wasser, gesäumt von schneeweißem feinen Sand. Eine Wanderung durch den Nationalpark zum Aussichtspunkt mit traumhaften Ausblicken über diese malerische Bucht sollte man bei einem Tasmanien-Besuch nicht auslassen.
Unser TippNicht verpassen: An der Zufahrt zum Freycinet National Park auf der Freycinet Halbinsel liegt die berühmte Freycinet Marine Farm, die in ungezwungenem Ambiente frischeste Meeresfrüchte anbietet. Meeresfrische Austern in unterschiedlichen Zubereitungsarten, Muscheln, Lachs, Abalone und vieles mehr gibt es zum Sofortessen oder zum Mitnehmen – ein Genuss! |
Einheimische Fauna im Wildlife Park bei Bicheno
Bei Bicheno, einem kleinen Küstenstädtchen mit nur 860 Einwohnern, besuchten wir das Eastcoast Natureworld Wildlife Sanctuary, einen Wildlife Park der sich um den Erhalt der heimischen Tierwelt kümmert. Dort hatten wir auch die Gelegenheit ganz nah an die Tasmanischen Teufel heran zu kommen und gute Fotos zu schießen. Der Tasmanische Teufel oder Beutelteufel (Sarcophilus harrisii) ist das größte noch existierende karnivore Beuteltier der Erde. Er ist nur noch auf Tasmanien zu finden und ernährt sich hauptsächlich von Aas, das er mit seinem hervorragenden Geruchssinn meist in der Nacht findet. Sein Gebiss ist so kräftig, dass er selbst Oberschenkelknochen von Kängurus zerbeißen und fressen kann. Der Tasmanische Teufel ist somit die Gesundheitspolizei der Insel und kann, wenn er etwas Großes zu fressen findet, über ein Drittel seines Körpergewichts auf einmal verspeisen.Leider hat sich in den letzten zehn Jahren die sogenannte Teufelspest (engl. Devil Facial Tumor Disease, DFTD) unter den Tasmanischen Teufeln ausgebreitet. Dies ist eine krebsähnliche, infektiöse Erkrankung im Gesichtsbereich, die in der Regel zum Tod der Tiere führt. In der Eastcoast Nature World und anderen Schutzeinrichtungen werden die Tasmanischen Teufel krankheitsfrei gehalten und gezüchtet, um diese charakteristische Beuteltierart Tasmaniens zu erhalten. So bekommen auch Besucher die Möglichkeit, die Beutelteufel hautnah zu sehen. In freier Wildbahn sind die Tiere selten geworden und eher nachtaktiv; sie während einer dreiwöchigen Reise in der Wildnis beobachten zu können ist sehr unwahrscheinlich.
Die Eastcoast Natureworld hat für die Teufel ein 28 Hektar großes Sicherheitsareal, das als Beitrag zur Erhaltung im Rahmen des Tasmanian Devil Programs betrachtet wird. Sie stellt damit einen Teil der sogenannten „Rückversicherungspopulation“ der Teufel. Diese Population ist frei von der Teufelspest und kann hoffentlich eines Tages wieder in krankheitsfreie Bereiche in der Natur ausgewildert werden.
In der Eastcoast Nature World werden auf einem sehr großen Areal viele andere Arten der tasmanischen Tierwelt in nahezu natürlicher Umgebung gehalten und gezeigt: Neben Vögeln, Echsen und Schlangen auch viele Beuteltiere wie Kängurus, Wombats und Quolls. Die Quolls sind ebenfalls karnivore Beuteltiere, aber kleiner als der Tasmanische Teufel. Mit ihrem gefleckten Fell und etwa Mardergröße sind diese Fleischfresser doch eher niedlich. Auch den Quoll bekommt man in freier Wildbahn selten zu sehen, da auch er vorzugsweise nachtaktiv ist.
Wenn man sich Zeit nimmt und ruhig verhält, hat man in diesem Park Gelegenheit, eine große Anzahl der einheimischen Fauna zu Gesicht zu bekommen. Auch die Tierpfleger stehen gerne für ein Gespräch zur Verfügung und beantworten die Fragen der Besucher. Wir haben uns für den Besuch in der East Coast Natureworld viel Zeit genommen, einige der Fütterungen angeschaut und auch eines der kleinen Wombat-Babys getroffen, das mit seiner Pflegerin einen Ausflug in den Park machte. Die Natureworld kümmert sich als Auffangstation auch um verwaiste Tierbabys und versorgt sie, bis sie meist wieder ausgewildert werden können. Durch die großen Flächen, die den Tieren in der Natureworld zur Verfügung stehen und die engagierten und kompetenten Pfleger hatten wir einen sehr guten Eindruck.
Farbenrausch an der Bay of Fires
Auch ein Besuch der „Bay of Fires“ an der nördlichen Ostküste ist einen Abstecher wert. Entlang dieser 29 km langen Bucht mit puderigem, weißen Sand liegen viele große, rot-orange gefärbte Granitfelsen im und am kristallklaren türkisblauen Wasser. Die Farben der Granitfelsen werden von Milliarden von Flechten gebildet, die diese Granitfelsen schon seit zehntausenden von Jahren bewachsen. Von Hobart aus sind es etwa 270 km bis Binalong Bay, die man in etwa vier Stunden schaffen könnte, würde man ohne anzuhalten durchfahren.
Ein guter Aussichtspunkt über die Bucht ist „The Gardens“, etwa 15 Kilometer nördlich von Binalong Bay. Der angenehme, kostengünstige und etwas abseits auf der Halbinsel bei St. Helens gelegene Campingplatz „Hillcrest Tourist Park“ vermietet einfache, aber saubere und ruhige Cabins. Von hier aus ist die Bay of Fires leicht und schnell zu erreichen. Wir haben die Zeit genutzt, um auch einige Habitate mit Karnivoren und Orchideen zu besuchen.
Orchideen und Karnivoren an der Ostküste
In der Nähe von Bicheno war unsere Suche nach dem einzigen klimmenden Knollendrosera der Insel, Drosera planchonii, leider erfolglos. D. planchonii kommt hauptsächlich im Südosten Australiens vor und ist eng mit Drosera macrantha verwandt. Die Pflanzen waren an ihrem einzigen Standort auf Tasmanien jedoch nicht zu finden, sicher waren sie schon komplett eingezogen. Zu unserer Freude konnten wir hier aber die saprophytische, blattlose Hyacinth-Orchidee Dipodium roseum finden. Der fast einen Meter lange, mit über 30 Einzelblüten besetzte Blütenstängel ist sehr beeindruckend. Die einzelne Blüte misst bis zu 5 cm im Durchmesser und erinnert fast an tropische Orchideen.
Bei St. Helens hatten wir endlich auch Erfolg bei unserer Suche nach Drosera und Utricularien. Direkt an einem kleinen See fanden sich im sehr sumpfigen und schlammigen Uferbereich zehntausende rote Drosera spatulata-Pflanzen. D. spatulata hat ein großes Verbreitungsgebiet; er kommt an der ganzen Ostküste Australiens bis nach Tasmanien vor. Auch auf Neuseeland, in Japan und Teilen Südostasiens ist er zu finden. Er gehört sicher zu den häufigsten Drosera-Arten in Kultur, da er einfach zu kultivieren ist und sich gut über Samen vermehrt. Hier hatten wir die Gelegenheit, diesen „Allerweltsdrosera“ in seinem natürlichen Habitat, insbesondere am südlichen Rand seines Verbreitungsgebietes, zu finden. Und dazu gesellte sich noch ein hübscher Vertreter der tansanischen Amphibien: der Tasmanische Gras- oder Marschfrosch (Limnodynastes tasmaniensis), der im Osten Tasmaniens in den Feuchtgebieten recht weit verbreitet ist.
Bei näherer Betrachtung fanden wir überall zwischen den Drosera spatulata-Pflanzen kleinere und größere Populationen von Drosera pygmaea. Hier waren diese Zwergdrosera voll entwickelt und blühten sogar. Die Blattrosetten hatten einen Durchmesser von mehr als 1 cm und die sehr kleinen, nur wenige Millimeter großen Blüten waren weißlich bis ganz leicht rosa.
Zwischen den Drosera spatulata- und Drosera pygmaea-Pflanzen sahen wir immer wieder kleine blau-violette Blüten. Auf den Knien liegend konnten wir diese als Utricularia lateriflora bestimmen. Diese Utricularia kommt entlang der südlichen Ostküste Australiens bis nach Süd-Australien vor. U. lateriflora blüht das ganze Jahr über und produziert kleine, nur bis 5 mm große, bläulich-lilafarbene Blüten. Sie ist leicht zu kultivieren und gehört daher zu den eher häufigen Utricularien.
In einer noch extrem feuchten und torfigen Senke, in der sogar noch ein wenig Wasser stand, waren große, bis 30 cm hohe, Utricularia-Blütenstängel zu sehen. Die relativ großen, hellblau-violetten Blüten standen mit bis zu drei offenen Blüten hoch über dem fast schwarzen Substrat. Wir hatten hier die weit verbreitete Utricularia dichotoma gefunden. Diese Art hat ein großes Verbreitungsgebiet in Australien, ganz Tasmanien und entlang der gesamtem Ostküste entlang bis nach Südaustralien. Auch auf Neuseeland ist sie zu finden. Die über 1 cm durchmessenden Blüten gehören zu den größten, die auf Tasmanien zu finden sind.
Fazit
Mit kleinen Städtchen, einsamen weißen Stränden, Ausblicken aufs Meer und köstlichem Essen ist Tasmaniens Ostküste wie geschaffen für eine wunderbare Reise. Für uns kamen mit den Karnivoren und Orchideen noch weitere Highlights dazu.