Mit fast 90.000 Einwohnern ist Launceston die zweitgrößte Stadt Tasmaniens. Sie liegt im Norden der Insel malerisch am Tamar River, der etwas weiter nördlich in einem breiten Delta in die Bass Straight mündet, die Tasmanien vom australischen Festland trennt. Der 65 km lange Tamar River mäandert nördlich von Launceston Die Nordküste ist oft stürmisch und windgepeitscht, Launceston selbst liegt jedoch windgeschützt etwas landeinwärts. In der Umgebung, um den Tamar River, finden sich ausgedehnte Weinanbaugebiete.
Will man die hier in den vielen Wasserläufen heimischen Schnabeltiere (Ornithorhynchus anatinus) sehen, bietet sich ein Besuch in einer Platypus Farm an (z. B. das Platypus House bei Beauty Point, das sich der Verbreitung des Wissens über die Schnabeltiere verschrieben hat). Da die Tiere meist nachtaktiv sind, ist dies oft die einzige Gelegenheit, ein Schnabeltier zu sehen. Die Tiere werden artgerecht in abgedunkelten Becken gehalten.
Utricularia im Stadtpark von Launceston
Der Stadtpark von Launceston, die Cataract Gorge, ist eine Mischung aus Parkanlage und felsiger Wildnis. Hier befindet sich der einzige belegte Standort der aquatischen Utricularia australis für Tasmanien. Diese Utricularia ist hier wohl angesalbt worden und man findet die Blattwedel in kleinen Wassertümpeln am Wegesrand. Da es noch zu früh im Jahr war, waren noch keine Blüten zu finden, die eine bessere Bestimmung dieser Art möglich gemacht hätte.
Die Cataract Gorge bietet schöne Ausblicke. Auf den Spazierwegen rund um die Gorge sind am frühen Morgen noch wenig Besucher unterwegs und so finden sich auch Kängurus und Vögel ein, die auf ein Frühstück hoffen.
Die Nacht verbrachten wir in einer schönen, ruhig gelegenen Cabin auf einem der Campingplätze außerhalb von Launceston. Geweckt wurde wir von einem großen Trupp Gelbhaubenkakadus, die lärmend in den Bäumen nebenan frühstückten.
Auf dem Weg in die Cradle Mountains
Unser nächstes Ziel war der Cradle Mountain Lake St. Clair Nationalpark in den westlichen Bergen. Von Launceston führt die Strecke zunächst durch landwirtschaftlich genutzte Wiesen und Weiden Richtung Westen und dann in Serpentinen hinauf in die Central Highlands. Die Route führt vorbei an den Great Western Tiers in den Central Highlands, eine schroffe Bergkette mit bis zu 1.400 Metern Höhe. Schon auf etwa 600 m über Meereshöhe sahen wir große Sphagnum-Moospolster an einem sehr feuchten Hang. Dort entdeckten wir neben einigen Drosera pygmaea-Pflanzen auch Drosera binata. In diesem sehr späten Frühjahr waren die D. binata gerade erst im Austrieb und hatten noch keine Blütenknospen entwickelt. Über den Hang verteilt fanden wir immer wieder die charakteristischen V-förmigen, tiefroten Blätter von D. binata. Die Art wird zum Drosera binata Komplex gezählt und kommt überall auf Tasmanien vor, aber immer nur die typische normale, einfach gegabelte V- oder T-Form.
Direkt neben den feuchteren Stellen mit Drosera binata wuchsen auch aufrechte Knollendrosera, dort wo es etwas trockener wurde. Hierbei müsste es sich um Drosera gracilis handeln, der zum Drosera peltata-Komplex gehört. Für uns ist die Bestimmung gerade der aufrechten Knollendrosera im Feld immer sehr schwierig, insbesondere, wenn es keine offenen Blüten gibt. Die Höhe des Vorkommens sowie die deutlich rötliche Farbe der Pflanzen sprechen für Drosera gracilis. Aber auch einige golden gefärbte Blätter waren dabei. Die Pflanzen waren zudem alle sehr filigran im Wuchs. Die einzige weitere Alternative zu D. peltata wäre Drosera auriculata, der ähnlich aussieht, aber wohl eher in tieferen Lagen vorkommt.
Die bis zu 25 cm hohen, aufrecht stehenden Drosera hatten halbmondförmige, betaute Blätter, die einzeln gestielt am aufrechten Stamm der Pflanze wuchsen. Zu unserer großen Freude konnten wir auch hier die Symbiosewanzen Setocoris droserae auf den Pflanzen beobachten. Sehr schwierig zu fotografieren, da die vorhandenen Larven von Setocoris droserae nur Millimeter groß sind und es auch noch sehr windig war.
In direkter Nachbarschaft fanden sich auch Exemplare der Mountain Caps Orchidee, Caladenia alpina. Ihre kleinen, nur 3-3,5 cm durchmessenden pink-weißlichen Blüten sind auch hier ein besonderes Highlight.
Auf der weiteren Fahrt in die Cradle Mountains verschlechterte sich das Wetter plötzlich und erheblich. Dieses Phänomen ist nicht selten: die Bergkette der Cradle Mountains dient als eine Barriere für die häufigen und starken Westwinde, die viel Regen mitbringen und für das Gedeihen der kalten Regenwälder im Westteil der Insel sorgen. Mit Regen in den Cradle Mountains muss also gerechnet werden.