Die Flora in der Region um Hobart

Kapitel 2:
Rund um Hobart liegen einige interessante Sehenswürdigkeiten, die sich für Tagesausflüge eignen. Die erste lohnende Tour 
ist der schon im ersten Kapitel erwähnte Mount Wellington, der Hausberg von Hobart. Früher wurde der Berg von den Einwohnern einfach „Table Mountain“ genannt. Eine tolle, asphaltierte, fast 20 Kilometer lange Serpentinenstrecke führt aus der Stadt heraus – also fast von Meereshöhe – bis zur Aussichtsterrasse auf 1.270 Höhenmeter. 

Mount Wellington
Das Tafelberg-Plateau des Mount Wellington

Die Flora auf dem Mount Wellington

An den dicht bewaldeten Hängen des Mount Wellington gibt es einige Möglichkeiten für Zwischenstopps an schönen Aussichtspunkten, wo wir auch einen ersten Blick auf Tasmaniens Flora werfen konnten. So fanden wir schon hier blühende Dreihornvogel-Orchideen, die auch den Beinamen Triceratops-Orchidee haben (Simpliglottis triceratops, ehemals Chiloglottis triceratops genannt) und weitere Orchideen. 



Die Wälder am Mount Wellington sind angefüllt mit Heidegewächsen, Farnen, Moosen und Flechten. 


Das Peter Murrell Reserve

Südlich von Hobart liegt das Peter Murrell Reserve, ein kleines Nature Reserve, das für seinen Orchideenreichtum bekannt ist. Hier konnten wir die „Large Flying Duck Orchid“ (Caleana major), die hier auf der Insel endemisch ist, finden. Die deutsche Bezeichnung ist „Große Enten Orchidee“ und beim Blick auf diese spektakulären Blüten versteht man auch warum. Die Caleana major ist auch auf Tasmanien nicht weit verbreitet, daher war dieser Fund – mit den ersten offenen Blüten in diesem Frühjahr – einfach himmlisch.

Durch den Tipp einer netten Tasmanierin fanden wir auch noch eine blühende „Beard Orchid“, Calochilus platychilus. Diese Bart-Orchidee hatten wir schon immer erfolglos in Südwestaustralien zu finden versucht. Sie ist selbstbestäubend und ihre Blüten öffnen sich nur für jeweils 1-2 Tage. Ihre Anmutung mit den fransigen Anhängseln auf der Lippe ist einzigartig.

Alle diese Orchideen sind Erdorchideen, die den trockenen, heißen Sommer in Form einer Speicherknolle im Boden überleben. Die Pflanze stirbt im Frühsommer oberirdisch völlig ab, ähnlich wie alle Knollendrosera Australiens.



Begleitet wurden die Duck Orchids und die Beard Orchids durch ebenfalls blühende Stylidien oder Triggerplants, die auf Deutsch etwas unzureichend Schuss- oder Schleuderpflanzen genannt werden. Stempel und Pollenträger sind nach hinten auf die Rückseite der Blüte geneigt. Wenn ein Insekt auf Nektarsuche einen bestimmten Auslösepunkt, den Trigger, berührt, schnellt diese Blütensäule plötzlich nach vorn und klebt dem Insekt die Pollen auf den Körper. Während die Artenvielfalt der Stylidien auf dem australischen Festland mit über 150 Arten sehr hoch ist, kommen auf Tasmanien nur sechs Arten vor.

Eine gut getarnte Vogelart

Aus der tasmanischen Fauna konnten wir im Peter Murrell Reserve die seltenen und nachtaktiven Eulenschwalme (Podargus strigoides strigoides), engl. Tawny Frogmouth, versteckt auf einem Baum entdecken. Meist verbringen sie den Tag möglichst bewegungslos auf einem Baum, oft als Paar. Sie setzen sich so auf die Äste, dass ihre Körper und ihre nach oben gestreckten Köpfe exakt den Wuchs des Baumes nachahmen. Ihr braun geflecktes Gefieder tut ein übriges, um sie bestmöglich an die Rinde des Baumes anzupassen und zu verbergen.
 
Zwei Eulenschwalme versteckt in den Bäumen

Trotz intensiver Suche nach den lokalen Sonnentau-Arten waren in diesem Gebiet nur einige wenige, winzig kleine Drosera pygmaea zu finden. Er ist der einzige Zwergdrosera, der auf Tasmanien beheimatet ist. Alle Zwergdrosera-Arten – die meisten Arten kommen in Südwestaustralien vor – bilden extrem kleine, auf dem Boden aufliegende oder stämmchenförmig wachsende Rosetten und zeichnen sich durch die Produktion von sogenannten Brutschuppen im Sommer und Herbst aus. Die nur wenige Millimeter großen Brutschuppen werden im Herzen der Pflanze gebildet. Durch Wind oder Regen lösen sich die kleinen grünen Plättchen leicht ab und werden in die Umgebung getragen. Jede Brutschuppe kann nun zu einer eigenen Pflanze heran wachsen, eine perfekte vegetative Vermehrung. Dadurch bilden viele Zwergdrosera-Arten große Horste oder Massenvorkommen. Selbstverständlich blühen die Zwergdrosera-Arten auch und produzieren so auch Samen zur generativen Vermehrung.

Drosera pygmaea

Die hier fast auf Meereshöhe vorkommenden Knollendrosera Drosera auriculata und Drosera peltata waren alle schon komplett eingezogen und wir konnten nur noch die schwarzen, vertrockneten Reste der Pflanzen finden.