Cape Le Grand – Nationalpark mit türkis-weiß-roten Buchten

Thistle Cove im Cape Le Grand National Park

Während einer Rundfahrt durch den Süden Westaustraliens gibt es zwei Möglichkeiten, das Städtchen Esperance und den dahinter liegenden Cape Le Grand Nationalpark zu erreichen: von Norden her über Hyden/Wave Rock durch den Wheatbelt zur Südküste oder von Westen auf dem South Coast Highway an der Südküste entlang.

Bei der Fahrt durch den Wheatbelt wechselt die Landschaft langsam ihr Gesicht. Von den trockenen Landstrichen im Landesinneren mit Granitfelsen und Salzseen wird es zur Küste hin feuchter und die Flora üppiger.

Der South Coast Highway führt von West nach Ost mehr oder weniger an der Südküste entlang und durchquert einige der kleinen Örtchen und Städtchen wie Denmark oder Ravensthorpe. 

Egal aus welcher Richtung man anreist, Esperance liegt einsam am Rand der Nullarbour Plain, der großen baumlosen Ebene, die Westaustralien von South Australia im Osten trennt.

Das Städtchen Esperance ist ein guter Anlaufpunkt und Übernachtungsmöglichkeit für ein oder mehrere Tage, ganz nach Geschmack und Zeit. Die touristische Infrastruktur ist gut ausgebaut, von Hotels und Motels über Ferienwohnungen bis hin zu mehreren Campingplätzen im Stadtgebiet. Wer Zeit und Lust hat, kann hier auf ganz- oder halbtägigen Bootstouren die maritime Fauna beobachten, unter anderem Seelöwen, Delphine und während der Saison von etwa Mai bis Dezember die riesigen Buckelwale und Südlichen Glattwale.

Was ist zu sehen im Cape Le Grand Nationalpark?

Etwa 45 Fahrminuten östlich von Esperance liegt der Cape Le Grand Nationalpark. Der Nationalpark wird geprägt durch wunderschön weiße Strände mit türkisblauem Wasser, Heidelandschaften und schroffe, rotbraune Felsformationen. Für seine sandigen Buchten ist der Nationalpark berühmt. Sie heißen Lucky Bay, Whistling Rock, Hellfire Bay oder Le Grand Bay, und jede der Buchten ist einen Besuch wert. Der weiße Sand ist so fein, dass er beim Gehen unter den Füßen knirscht wie frisch gefallener Schnee. Das Wasser ist karibiktürkisblau mit weißen Schaumkronen und die Granitfelsen bilden dazu einen roten Kontrast.



Gut befahrbare Straßen und Schotterpisten durchziehen den Park und bringen den Besucher an die verschiedenen weißen Buchten und Strände sowie zu den leicht zu besteigenden Granithügeln.

In Thistle Cove steht der so genannte „Whistling Rock“, ein großer, aufrechter Granitfelsen, der auch den Aborigines bereits als besonderer Ort bekannt war. Er reflektiert das Meeresrauschen und bei starkem Wind kann man tatsächlich einen pfeifenden Ton in seiner Nähe ausmachen.




Unser Tipp

Nicht verpassen sollten Sie den Aufstieg auf den Frenchman Peak, der mit 262 Metern die höchste Erhebung im Park ist. Ein mit Pfeilen markierter Pfad – manchmal auch nur eine Richtungsangabe – führt auf den Gipfel. Bei trockenem Wetter ist der Aufstieg auf dem griffigen Granit leicht. Einige Passagen sind aber recht steil, daher Vorsicht: bei Regen wird der Fels schnell rutschig und der Wind kann hier schnell einmal so auffrischen, dass die Besteigung nicht mehr ganz ungefährlich ist. Von oben bietet sich ein wunderbarer Ausblick über den gesamten Nationalpark mit der zerklüfteten Küste und den kleinen vorgelagerten Inseln.

Der Frenchman Peak
Wer kann, sollte hier mit dem Camper ein oder zwei Übernachtungen auf den beiden Campingplätzen an der Lucky Bay und der Le Grand Bay einplanen.

Ein Abend in der Le Grand Bay
Auf den großen Stellplätzen nicht weit vom Strand kann man an der Le Grand Bay wundervoll übernachten. Die Stellplätze sind optisch voneinander getrennt; an einigen gibt es einfache Sitzgelegenheiten. Hier lassen sich die Stimmungen zwischen Meer, Himmel und Hügeln genießen.


Der Park beherbergt eine große Vielfalt an einheimischen Pflanzen, viele Banksien, Leschenaultien, Orchideen und Karnivoren. 

Wildblumen in Cape Le Grand


Orchideen in Cape Le Grand



Die Orchideen im Cape Le Grand Nationalpark sind sehr vielfältig. Das ganze Frühjahr über blühen verschiedene Arten, so dass immer einige Blüten zu finden sind. Das Farbspektrum der Orchideenblüten umfasst den ganzen Regenbogen. Die Caladenien sind mit vielen Arten vertreten und auch Thelymitras, Pterostylis und viele mehr.



Karnivoren in Cape Le Grand

Die spektakulärsten Karnivoren sind in Cape Le Grand nicht etwa die größten Insektenfänger, sondern eher die kleinsten. Diese jedoch prahlen mit großen, auffälligen Blüten.

Es handelt sich um die Wasserschlauchgewächse der Gattung Utricularia (engl. bladderwort), die mit kleinen und kleinsten unteriridischen Fangbläschen winzige Wasser- und Bodeninsekten einfangen und verdauen. Mehrere der Arten im Park sind selten und nicht leicht zu finden. 

Utricularia volubilis zum Beispiel wächst aquatisch in Tümpeln, Teichen und zeitweise überschwemmten Niederungen. Sie blüht allerdings nur dann, wenn sie in mindestens 30 Zentimeter hohem Wasser steht – nicht gerade eine gute Voraussetzung für eine regelmäßige Blüte. So haben wir die großen, violetten Blüten dieser schönen Pflanze – obwohl uns ein Standort bekannt war – nur in wenigen Jahren finden können. 

Utricularia westonii blüht zwar unspektakulär, bildet aber in seichtem Wasser, große, rot gefärbte Fallen aus. Diese Art ist in der Region um den Cape Le Grand Nationalpark endemisch – sie kommt nur hier vor. Und nicht zuletzt Utricularia menziesii, die mit ihren großen roten Blüten einen Farbtupfer auf den grünen Moospolstern bildet.



Auch einige Sonnentau-Arten kommen in Cape Le Grand vor: die bekannteste ist sicher die neu beschriebene Drosera esperensis, ein Knollendrosera, der nach der Stadt Esperance benannt wurde, da er auf dieses Gebiet begrenzt ist. Die Pflanze ist tiefrot mit weißen Blüten und bildet am Frenchman Peak oft große Gruppen, die dort auch noch in weißen Flechten wachsen – ein besonderes Farbspiel.

Von den im Südwesten Australiens endemischen Zwergsonnentau-Arten ist Drosera scorpioides der am häufigsten anzutreffende. Er wächst wie ein Miniaturbäumchen auf einem kleinen Stämmchen jedes Jahr ein wenig höher und bildet aufgrund seiner besonderen vegetativen Vermehrung oft große Gruppen. Der kleine, tiefrot gefärbte Drosera sargentii liebt die Lateritböden und bildet dort perfekte kleine Rosetten mit einem weißen Herzen.


Fazit

Die Weite der Landschaft, die Buchten und das Meer sind im Cape Le Grand Nationalpark die Kulisse für die kleineren Schönheiten der Flora. Und Cape Le Grand ist bei einer Rundreise durch den Südwesten meist der östlichste Nationalpark, der gut erreichbar ist – weiter östlich liegt nur noch der Cape Arid Nationalpark vor der Nullarbour Plain.

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